Die Logik des Geldes 11FREUNDE

Publish date: 2024-10-28

Der Tweet von Giannis Ante­to­ko­unmpo war so lustig, dass ihn sogar Kylian Mbappé mit einer Salve von Lach-Emojis fei­erte. Der Bas­ket­ball-Star der Mil­waukee Bucks bewarb sich näm­lich in Saudi-Ara­bien: Al Hilal ihr könnt mich nehmen. Ich sehe wie Kylian Mbappe aus.“ Nun nagt der NBA-Spieler ange­sichts eines Ver­trages, der ihm 40 Mil­lionen Dollar pro Saison ein­bringt, nicht gerade am Hun­ger­tuch. Aber im Ver­gleich zu dem, was für Mbappé auf dem Tisch liegen soll, wirkt das schon fast wie pre­käre Bezah­lung. Denn angeb­lich bietet der Klub aus Riad bzw. der sau­di­sche Staats­fond 700 Mil­lionen Euro, damit Mbappé eine Saison lang dort kickt. Dazu würde eine Ablö­se­summe von 300 Mil­lionen an Paris St. Ger­main kommen. Der fran­zö­si­sche Meister hat sie schon abge­nickt, jetzt liegt es an Mbappé.

PSG und Mbappé führen Krieg

Das Eine-Mil­li­arde-Angebot gibt der Saudi-Saga dieses Som­mers einen neuen Twist. Bis­lang folgten die Mega­trans­fers zwi­schen Cris­tiano Ronaldo, Karim Ben­zema und Ruben Neves näm­lich ledig­lich dem Ope­ret­ten­prinzip. Die sau­di­sche Liga stellte sich damit in die Reihe jener Ligen, in der Spit­zen­profis in der Aus­lauf­rille ihrer Kar­riere noch mal richtig kas­sierten. Das war einst in der Schweiz so, wo Günter Netzer und Karl-Heinz Rum­me­nigge ihren Vor­ru­he­stand auf­stockten, in der North Ame­rican Soccer League mit den späten Cruyff, Becken­bauer und Pelé sowie vor einigen Jahren in China.

Doch einen 24-Jäh­rigen zu ver­pflichten, den aktuell wohl besten Spieler der Welt, so etwas gelang keiner dieser Ligen. Das wäre ein Para­dig­men­wechsel, und es ist gar nicht so unrea­lis­tisch, wie man zunächst glauben könnte, dass es zu diesem Transfer tat­säch­lich kommt. Im Moment gibt es zwi­schen PSG und Mbappé näm­lich offenen Krieg. Der Spieler hat sich gewei­gert, seinen Ver­trag zu ver­län­gern, weil er im nächsten Jahr ablö­se­frei zu Real Madrid wech­seln möchte. Was ihm neben einem Transfer zu seinem Wunsch­verein auch ein gewal­tiges Hand­geld ein­tragen würden. PSG ist dar­über auf­ge­bracht, nimmt Mbappé nicht auf die Som­mer­reise nach Japan und Süd­korea mit und droht sogar, ihn in der kom­menden Saison auf die Tri­büne zu setzen.

Die Obs­zö­nität der Bezah­lung

Al-Hilal könnte von dieser Situa­tion pro­fi­tieren, indem sie PSG die gewünschte Ablö­se­summe bezahlen. Mbappé würde das Jahr bis zum Wechsel in Madrid in Saudi-Ara­bien spielen, und könnte dabei seinen Status als best­be­zahlter Fuß­ball­spieler aller Zeiten noch weiter aus­bauen. In Paris kommt er mit Grund­ein­kommen, antei­ligem Hand­geld und einer soge­nannten Treue­prämie“ auf umge­rechnet 200 Mil­lionen Euro pro Saison. Am Golf wäre es das drei­ein­halb­fache, und man darf nicht ver­gessen, dass die Kar­rie­re­ent­schei­dungen von Mbappé immer auch sehr stark wirt­schaft­lich begründet waren. Seinen Ver­trag in Paris ver­län­gerte er vor zwei Jahren auch des­halb, weil er sich vom dama­ligen Angebot von Real Madrid belei­digt fühlte.

Pos­terboy eines auto­kra­ti­schen Staates

Das alles kann man aus guten Grund wider­lich finden, von der Obs­zö­nität der Bezah­lung bis zum Umstand, dass Mbappé sich zum Pos­terboy eines auto­kra­ti­schen Staates machen ließe. Doch die Empö­rung dar­über ist inzwi­schen fast schon ermü­dend, weil das alles so fol­ge­richtig ist. Der Fuß­ball und seine Ver­bände sind nicht mehr in der Lage, einer anderen Logik als der des Geldes zu folgen. Das zeigte sich exem­pla­risch bei der Ver­gabe der Welt­meis­ter­schaft nach Katar, und dem Invest­ment von Staaten in Klubs – und nun in Ligen wie gerade in Saudi-Ara­bien. Es zeigt sich aber auch bei der gerade explo­sion­ar­tige Ver­meh­rung des Mehr­fach­be­sitzes von Ver­einen, die kaum regu­liert wird.

Dazu passen ganz gut aktu­elle Umfragen, dass sich immer weniger junge Men­schen für Fuß­ball inter­es­sieren. Angeb­lich hat das vor allem damit zu tun, dass sie als dau­er­ner­vöse Smart­phone-Fummler nicht mehr 90 Minuten Auf­merk­sam­keit für ein ganzes Fuß­ball­spiel auf­bringen. Aber viel­leicht liegt es auch daran, dass eine mora­lisch beson­ders auf­merk­same Gene­ra­tion schlichtweg nichts mehr mit einem Sport zu tun haben will, der nur noch den Wert des Geldes kennt.

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